Drohnen aus einer Drohne

Rheinmetall entwickelt bewaffnete Multikopter für Kampfeinsätze

Der deutsche Rüstungskonzern überrascht mit einem neuartigen Waffensystem, das bewaffnete Multikopter mit einer Aufklärungsdrohne kombiniert.

Die Aufklärungsdrohne Luna NG soll die bewaffneten „Multikopter“ ausstoßen
Die Aufklärungsdrohne Luna NG soll die bewaffneten „Multikopter“ ausstoßen
RHEINMETALL

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall aus Düsseldorf überrascht bei Twitter und Youtube mit einem einzigartigen Waffensystem, dass die Vorteile zweier Flugsysteme effektiv vereinen soll. Das System namens "Rheinmetall Combat Drone" ist eine Kombination aus einer modifizierten Aufklärungsdrohne Luna NG und einer noch in Entwicklung befindlichen Loitering Munition vom Typ "Hero-R". Die Drohne ist in der Lage, bis zu acht kleine Waffen-Multikopter auszustoßen, die dann präzise Ziele ansteuern können. Details zu diesem System sollen am 19. April bekannt gegeben werden.

Rheinmetall – Next level UAS

Bewaffnete Drohnen waren lange umstritten in Deutschland, jedoch hat der Koalitionsvertrag 2021 den Weg für ihren Einsatz freigemacht. Mit dem neuen Waffensystem würden erstmals bewaffnete Drohnen in Deutschland gebaut, auch wenn es sich zunächst um eher kleine Sprengköpfe handelt.

Flexibles und effektives Waffensystem

Die neue Waffe soll als Mehrzweckdrohne flexibel und effektiv sein. Die Luna NG-Drohne ist eine taktische Drohne, die über zwölf Stunden in der Luft bleiben kann und über 100 Kilometer Datenreichweite hat. Die Aufklärungsdrohne kann bis zu acht kleine Waffen-Multikopter aufnehmen.

Die kleinen Multikopter mit vier Propellern wurden in Zusammenarbeit mit dem israelischen Hersteller UVision entwickelt. Bisher war UVision als Spezialist für sogenannte Loitering Munition bekannt, einer Umschreibung für "herumlungernde Munition", bei der sich Kamikaze-Drohnen aus der Luft in ihr Ziel stürzen.

Durch die Kombination der Luna NG-Drohne mit bewaffneten Multikoptern können die Vorteile beider Flugmodelle vereint werden. Im Gegensatz zu einer simplen Sprengladung kann das Waffensystem eine höhere Trefferpräzision erreichen.

Bewaffnete Drohnen bei der Bundeswehr

Die Bundeswehr hat bereits größere Drohnen des Typs Heron TP mit Präzisionslenkwaffen ausgerüstet. Diese können punktgenau ins Ziel gelenkt werden und werden voraussichtlich ab Mitte 2024 genutzt.

Das Modell Luna NG ist eine Weiterentwicklung der bei der Bundeswehr bereits eingeführten Luna-Drohne, die von Rheinmetall gekauft wurde. Rheinmetall hat die Entwicklung der Drohne durch die Übernahme der Aktivitäten des insolventen Drohnenherstellers EMT Penzberg mittels eines Asset Deals und durch eine Kooperation mit UVision, einem israelischen Spezialisten für Loitering Munition, vorangetrieben Der israelische Rüstungskonzern Rafael hatte ebenfalls Interesse an der Übernahme von EMT, dem Hersteller der Luna-Drohne, kam aber nicht zum Zug.

Eine Übernahme mittels eines Asset Deals bedeutet, dass Rheinmetall ausgewählte Vermögenswerte und Technologien von EMT Penzberg erworben hat, anstatt das gesamte Unternehmen zu übernehmen. Dies ermöglichte es Rheinmetall, die für die Entwicklung der Combat Drone relevanten Technologien und Fähigkeiten von EMT Penzberg zu erwerben, ohne sich gleichzeitig mit anderen Aspekten des insolventen Unternehmens befassen zu müssen.

Die Kooperation mit UVision ermöglichte es Rheinmetall, die Fähigkeiten von UVision in der Entwicklung von Loitering Munition zu nutzen, um die Combat Drone weiter zu verbessern.

Loitering Munition sind Drohnen, die als Waffen eingesetzt werden können und über Zielverfolgungssysteme und Sprengköpfe verfügen. Diese Technologie wurde in die Entwicklung der Rheinmetall Combat Drone integriert, um ihre Kampffähigkeiten zu verbessern.

Der Einsatz von Drohnen spielt eine immer größere Rolle im Russisch-ukrainischen Krieg, wobei FPV-Drohnen auf beiden Seiten der Front exponentiell zunehmen. Im Vergleich zu klassischen Kriegsdrohnen aus der Industrieproduktion haben kleine Copter und FPV-Drohnen den großen Vorteil, dass sie für die Luftabwehr weitgehend unsichtbar sind und aufgrund ihres geringen Preises und der Einfachheit ihrer Herstellung in großen Mengen eingesetzt werden können. Es ist derzeit unklar, wer zukünftig ein bewaffnetes Luna NG-Modell nutzen wird und ob es auch im Russisch-Ukrainischen Konflikt zum Einsatz kommen könnte.

Rheinmetall Combat Drone