ChatGPT und Bing

KI stellt Webseiten-Betreiber vor neue Herausforderungen

Die Verbindung von KI und Suchmaschinen hat zweifellos das Potenzial, das Internet und ganze Branchen zu verändern und viele neue Möglichkeiten zu schaffen, die aus Sicht der Nutzer großartig sind. Allerdings birgt dies auch massive Probleme, die von den Entscheidungen abhängen, die Microsoft und Google treffen.

Weiter Unten bei Microsoft Bing die Quellenangaben aus der KI
Weiter Unten bei Microsoft Bing die Quellenangaben aus der KI
Quelle: Screenshot robotic.ai/Bing

Das Potenzial von KI und Suchmaschinen ist immens und wird ganze Branchen verändern. Es bietet neue Möglichkeiten, aber auch massive Herausforderungen, je nachdem, wie große Plattformen wie Google und Microsoft sich entscheiden.

Es ist seit Jahren ein Trend, dass große Plattformen wie Facebook, Google und Tiktok versuchen, Nutzer so lange wie möglich auf ihren Seiten zu halten. Dazu präsentieren sie Inhalte anderer Websites in ihrem Angebot, ohne dafür zu bezahlen. Die Integration von KI-Chatbots wie ChatGPT in Bing und Google hat das Potenzial, diese Entwicklung zu verstärken und hat drastische Auswirkungen.

Wie Websites Geld verdienen

Die Erstellung von Online-Angeboten kostet Geld. Das gilt nicht nur für Verlagshäuser, sondern auch für Websites mit Kochrezepten, Fußballstatistiken, News- und Fachartikeln und so weiter. Die meisten Websites verdienen Geld durch Werbung und zahlende Nutzer. Sie brauchen Traffic auf ihrer Website, um Einnahmen zu generieren. Doch Google verändert seine Suchergebnisse ständig in die Richtung, dass immer weniger Klicks auf Quellen oder weiterführende Seiten nötig sind. Dadurch wird die Sucherfahrung für den Nutzer verbessert, aber Websites erhalten dadurch weniger Traffic und somit auch weniger Werbeeinnahmen.

Ein exemplarisches Beispiel

Aus der Google-Suche, auf die Frage, wo man ChatGPT finden kann:

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Die Google-Suche stellt bereits heute viele Ergebnisse so dar, dass weitere Klicks gar nicht nötig sind. (Screenshot: robotic.ai/Google)



Herzlichen Glückwunsch an technikr für das gute Google-Ranking, jedoch werden alle relevanten Informationen
bereits im Suchergebnis ausgespielt und die komplette Frage im Stippet beantwortet. Man muss gar nicht auf sie Website klicken: Keine Nutzer auf der Seite, keine Werbeeinnahmen, Artikel umsonst geschrieben.

Wenn es für Nutzer nicht mehr notwendig ist, auf Suchergebnisse in Suchmaschinen zu klicken oder Quellen angezeigt zu bekommen, werden Urheberrechtsinhaber in der Veröffentlichung ihrer Inhalte benachteiligt.

Microsofts neue Bing-Suche, die eine KI wie ChatGPT nutzt, zeigt diese Tendenz auf. Auf die Frage:
"Ich plane eine Reise für unseren Jahrestag im September. Welche Ziele sind innerhalb von 4 Stunden Flugzeit zu erreichen?" zeigt Bing links herkömmliche Suchergebnisse und rechts die KI-Antwort an:

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Vorschau von Bing mit integrierter KI-Antwort (Screenshot: robotic.ai/Bing)

Die Quellen für die einzelnen Reiseziele sind verlinkt. Mit der Antwort könnte der Nutzer sich zumindest detaillierter mit den Reisezielen auseinandersetzen in dem er auf die links klickt. Die Fußnoten fassen alle Quellenangaben zusammen und somit lässt sich die Info und Quelle schnell verifizieren.

Die Desktop-Ansicht ist trügerisch. Die meisten Menschen sind mit ihrem Smartphone im Internet unterwegs. Und da stehen Suchergebnisse und Chatbot-Antwort nicht gleichberechtigt nebeneinander, wie in der Desktop-Version. Die KI-Antwort ist präsent und die regulären Suchergebnisse stehen weiter unten.

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In der Fußzeile der KI stehen zumindest die Quellenangaben (Screenshot: robotic.ai/Microsoft)

Das eigentliche Problem steckt am Ende jedoch im Chatbot. Klickt man weiter unten auf die Fragen so öffnet sich dieser und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man an die vollständigen Informationen gelangen in dem man einfach den Chatbot befragt. Für den Nutzer super, weil er dies sogar im Auto per Spracheingabe tun könnte. Ein Bewusstsein für Webseiten die regelmäßig besucht werden sollen entsteht dabei jedoch nicht. Man bleibt einfach in der Suchmaschine und chattet mit dem Bot. Websites sind aber angewiesen Nutzer dauerhaft von sich zu überzeugen um ihr Angebot zu monetisieren.

Was haben Suchmaschinen wie Microsoft Bing oder Google davon ? Ganz einfach: auf Bing wird Werbung geschalten und die Werbeumsätze werden also von den Urhebern abgezogen und in die Suchmaschine verlagert. Als Unternehmen wird man sich dann vielleicht sogar Empfehlungen durch den Chatbot kaufen können.

Ohne Klicks keine Leser, kein Umsatz

Microsoft hat nicht vor, die Urheber der Inhalte, auf die sich die KI bei ihren Antworten bezieht, zu entschädigen.
Die Quellenangaben wurden genannt und das genügt. Und auch bei Google wird es nicht anders aussehen wie am obigen Snippet Beispiel bereits verdeutlicht wurde.

Wenn die Klicks über die Suche massiv abnehmen, weil alle Fragen direkt vom Chatbot beantwortet werden, können Websites ihre Inhalte nicht mehr monetarisieren bauen sie keine Nutzer auf welche die Webseite in irgendeiner Form unterstützen. Dadurch können sie nur noch günstigen oder gar keinen Content mehr produzieren. Die KI wiederum hätte nur schlechte Quellen zur Verfügung, die Qualität der Antworten sinkt und am Ende ist das ganze Internet kaputt.

Höhere Qualität von Content erforderlich

Es gibt bereits Websites, die unabhängiger von Google sind und ihre eigene Leserschaft haben, die entweder Werbeeinnahmen generiert oder für die Inhalte bezahlt. Diese Websites könnten jedoch vor der Entscheidung stehen, ob sie ihre Premium-Inhalte für die KI-Suche zugänglich machen oder nicht und riskieren, nicht mehr als relevante Quelle in den Antworten genannt zu werden. Qualitativ hochwertigere Websites wären vielleicht weniger von der KI-Suche betroffen. Die KI-gestützte Suche könnte den Seiten helfen, die den Such-Intent am besten bedienen. Umfassende Blog-Beiträge könnten besser abschneiden.

Endlich mehr Wettbewerb

Wann haben Webseitenbetreiber eigentlich das letzte Mal eine Webseite für Bing optimiert ? Vermutlich gar nicht!
Gemeinsam mit der Konkurrenz aus Social-Media die ebenfalls als Suchmaschinen dienen könnten sich Machtverhältnisse auf einem aktuell sehr einseitigen Markt verschieben. Denn in Wahrheit heißt ja Suchmaschinenoptimierung aktuell Optimierung für Google.

Neue Ideen gefragt

Es ist wichtig, dass wir uns bewusst werden, wie die Verwendung von KI-Inhalten die Aufmerksamkeit, Zeit und das Geld der Nutzer von den Urhebern der Inhalte zur Verwertung zu den KI-Plattformen verschiebt.

Deshalb braucht es neue Ideen und Strategien, die sicherstellen, dass auch die Ersteller von Inhalten von der KI-Revolution und den wachsenden Profiten der Plattformen profitieren können. Wenn wir den aktuellen Weg weiterverfolgen, könnten wir langfristig ein ernsthaftes Problem im Internet bekommen. Wir müssen also neu verhandeln, was uns Inhalte wert sind und sicherstellen, dass die Ersteller angemessen belohnt werden.