Die Apple Watch Geräte sind heute schon in der Lage Stresssituationen bei Menschen vorherzusagen. Denn die Modelle Series 4, 5, Series 6, Series 7, Series 8 und Ultra können ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellen.Apples EKG-Sensor ähnelt einem Ein-Kanal-EKG. Über Software können Nutzer ein 30-sekündiges EKG aufzeichnen, dessen Daten auch exportiert werden können. Apple bietet neben dem EKG auch weitere Gesundheitssensoren wie Pulsmessung und Blutsauerstoffmessung an, bislang jedoch keine Software-Funktion die Rückschlüsse auf den Stress des Trägers zulässt. Mitbewerber wie Garmin oder Fitbit bieten bei einigen ihrer Geräte schon heute die Möglichkeit das Stressniveau der Nutzer zu bewerten. Die Funktion könnte also bei der Apple Watch per Software-Update nachgeliefert werden. Zu diesem Ergebnis kommen die Forscher der kanadischen Universität Waterloo nach einer Pilotstudie mit 36 Teilnehmern. Sie werteten mittels Machine Learning (ML) stresstypische Anzeichen anhand der EKG-Daten der Apple Watch aus. Sie nutzten eine selbst entwickelte App, die auf der Entwicklerschnittstelle (API) HealthKit basiert, mit der die Studienteilnehmer 2 Wochen lang alle 3 Stunden ein EKG aufzeichneten. Die Daten wurden anschließend genutzt um ein Machine-Learning-Modell zu trainieren.
Interessant für Gesundheitsbehörden
Die Pilotstudie sieht den Nutzen einer solchen Stress-Funktion mittels Machine Learning (ML) nicht nur beim Nutzer der Uhr. Insbesondere die Gesundheitsbehörden könnten anonymisierte, wichtige Erkenntnisse gewinnen, wie es um die Stressbelastung der Bevölkerung bestellt ist. Auf diese Weise können geeignete Initiativen und Maßnahmen ergriffen werden, denn ein hohes Stressniveau steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Gesundheitsproblemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen oder Fettleibigkeit. In Kanada klagt jeder fünfte Bürger über ein hohes Stressniveau. Digitale Uhren sind verbreitet, gesellschaftlich akzeptiert und haben somit schon heute den Vorteil hervorragend geeignet zu sein um solche Daten in Echtzeit zu erheben.
Modelle mit hoher Spezifität
Die aktuellen Apple Watch Modelle hätten „eine hohe Spezifität". An verschiedenen Merkmalen wie der Herzbeschleunigung oder Verzögerungen beim Herzschlag können die Forscher herauslesen, wann eine Stresssituation einsetzt. Dabei erweist sich die Erkennung von Zuständen, bei denen kein Stress vorhanden ist als genauer als wenn tatsächlich ein hoher Stresspegel vorhanden ist. Die Stresserkennung liegt zwischen 52 bis 64 Prozent. Die stressfreien Situationen wurden zu über 60% richtig erkannt.
Eine längere Dauer der EKG-Aufzeichnungen könnten die Messergebnisse noch verbessern. Auch die Kombination weiterer Daten wie zum Beispiel dem Schlaf-Tracking könnte die Erkennung weiter verbessern sagen die Forscher. Ein tragbares Gerät das zur kontinuierlichen Stressüberwachung in Echtzeit in der Lage ist erlaubt es den Nutzern frühzeitig auf Veränderungen ihrer psychischen Gesundheit zu reagieren.