Platz 1: Energieeffizienz

IFR: 5 Roboter-Trends für 2023

Die International Federation of Robotics gibt einen Überblick über die bedeutendsten Entwicklungen, die im Jahr 2023 die Robotik und Automatisierung prägen werden.

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Im vergangenen Jahr erreichte der weltweite Bestand an Industrie-Robotern mit etwa 3,5 Millionen Einheiten einen neuen Rekord. Der Wert der Installationen stieg auf geschätzte 15,7 Milliarden USD. Die International Federation of Robotics (IFR) gibt nun einen Ausblick auf die bedeutendsten Trends, die die Robotik und Automatisierung im Jahr 2023 prägen werden.

Roboter Trends 2023 laut IFR
Die International Federation of Robotics hat die fünf wichtigsten Trends für die Robotik im Jahr 2023 identifiziert. Dabei geht es um die Energieeffizienz in der Produktion, Rückverlagerung von Produktionsstätten, vereinfachte Nutzung von Robotern, künstliche Intelligenz (KI) und digitale Automatisierung sowie die Möglichkeit eines zweiten Lebens (Second Life) für Industrieroboter. Bild: IFR

1. Energieeffizienz

Um in Zeiten steigender Energiekosten die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen zu steigern, ist Energieeffizienz ein entscheidender Faktor. Die Verwendung von Robotern ist dabei ein wichtiger Beitrag, um den Energieverbrauch in der Fertigung zu senken. Im Vergleich zur traditionellen Fließbandproduktion ermöglicht die Automatisierung erhebliche Energieeinsparungen durch eine reduzierte Raumtemperatur. Gleichzeitig arbeiten Roboter mit hoher Geschwindigkeit und erhöhen die Produktionsraten, wodurch die Fertigung insgesamt effizienter und energiebewusster wird.

Moderne Roboter sind zudem darauf ausgelegt, weniger Energie zu verbrauchen und mit niedrigeren Betriebskosten auszukommen. Um die Nachhaltigkeitsziele ihrer Produktion zu erreichen, setzen Unternehmen auf Industrieroboter, die mit energiesparenden Technologien ausgestattet sind. Beispielsweise können Robotersteuerungen Bewegungsenergie in Strom umwandeln und in das Stromnetz zurückspeisen, wodurch der Energiebedarf für den Betrieb eines Roboters erheblich reduziert wird. Ein intelligenter Stromsparmodus, der die Energieversorgung des Roboters während des Arbeitstages je nach Bedarf regelt, kann weitere Einsparungen erzielen. Angesichts der Tatsache, dass Industrieanlagen heute ihren Energieverbrauch überwachen müssen, dürften solche vernetzten Stromsensoren bald zum Industriestandard für Roboterlösungen werden.

2. Rückverlagerung / Reshoring

Resilienz hat in verschiedenen Branchen dazu geführt, dass Unternehmen ihre Produktion wieder zurückverlagern. Vor allem im Automobilbereich investieren Hersteller vermehrt in kurze Lieferketten, um die Prozesse näher an ihre Kunden zu bringen. Dabei setzt die Branche auf Roboterautomatisierung, um kosteneffektiv und in großen Stückzahlen leistungsstarke Batterien herzustellen, die für Elektrofahrzeuge benötigt werden. Zudem ermöglicht das sogenannte "Reshoring" den Verzicht auf den Transport schwerer Batterien, was insbesondere für Logistikunternehmen aus Sicherheitsgründen von Bedeutung ist.

Ein weiterer Trend bei der Rückverlagerung ist die Produktion von Mikrochips in den USA und Europa. Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Industrieprodukte heutzutage einen Halbleiterchip benötigen, ist es wichtig, deren Produktion in Kundennähe zu haben. In der Chipfertigung erfüllen Roboter die extremen Präzisionsanforderungen und spielen deshalb bei solchen Projekten eine entscheidende Rolle. So werden speziell entwickelte Roboter beispielsweise eingesetzt, um die Herstellung von Siliziumwafern zu automatisieren, Reinigungs- und Säuberungsaufgaben zu übernehmen oder integrierte Schaltkreise zu testen. Beispiele für Rückverlagerungen sind unter anderem die neuen Chipfabriken von Intel in Ohio oder das kürzlich angekündigte Chipwerk im Saarland, das von Wolfspeed und ZF betrieben wird.

3. Einfachere Bedienung

In der Roboterautomatisierung hat sich in den letzten Jahren viel getan: Die Programmierung von Industrierobotern ist heute einfacher und auch für Nicht-Experten möglich. Anbieter von softwaregesteuerten Automatisierungsplattformen unterstützen Unternehmen, indem sie die Bedienung von Industrierobotern auch für Nutzer ohne vorherige Programmiererfahrung ermöglichen. Dank der Zusammenarbeit von Erstausrüstern mit Low-Code- oder sogar No-Code-Technologiepartnern können Mitarbeiter unterschiedlicher Qualifikationsstufen heutzutage Roboter selbst programmieren.

Die einfache Software ermöglicht es, die Roboter ohne aufwändige Programmierung zu steuern. So ergeben sich völlig neue Möglichkeiten der Roboterautomatisierung. Software-Start-ups erobern diesen Markt mit spezialisierten Lösungen, die besonders auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen zugeschnitten sind. Zum Beispiel lassen sich traditionelle, schwere Industrieroboter durch den Einsatz von Sensoren und neuer Software so ausrüsten, dass sie kollaborativ eingesetzt werden können. So können Arbeiter in der Werkhalle die schweren Maschinen an verschiedene Aufgaben anpassen. Durch den Einsatz der modernen Cobot-Software und der robusten und präzisen Industrieroboter-Hardware lassen sich so die Vorteile beider Welten kombinieren.

Einfach zu bedienende Programmierschnittstellen, die es Kunden ermöglichen, Roboter selbst einzurichten, treiben auch das neu entstehende Segment der kostengünstigen Lösungen an - die so genannte "Low-Cost-Robotik". In der Corona-Pandemie haben viele Unternehmen begonnen, selbst Roboterlösungen auszuprobieren. Die Roboteranbieter haben reagiert und die Einrichtung und Installation der Roboter vereinfacht, indem sie beispielsweise vorkonfigurierte Greifer-Software, Sensoren oder Steuerungen anbieten. Solche Einheiten werden oft über Webshops verkauft und Programmroutinen für verschiedene Anwendungen lassen sich aus einem App-Store herunterladen.

4. Künstliche Intelligenz

Dank moderner digitaler Technologien haben Roboterhersteller und Systemintegratoren die Möglichkeit, neue oder weiterentwickelte Anwendungen zu entwickeln, die die Geschwindigkeit und Qualität in der Fertigung verbessern. Vernetzte Roboter werden zunehmend in ein digitales Ökosystem eingebettet und können so noch effizienter arbeiten. Cloud Computing, Big Data Analytics und 5G-Mobilfunknetze bilden hierbei die technologische Basis. Mit dem 5G-Standard wird es möglich sein, die Fertigung vollständig zu digitalisieren und dabei auf Verkabelung zu verzichten.

5. Zweites Leben für Industrie-Roboter

Eine Lebensdauer von bis zu dreißig Jahren macht Industrieroboter zu einer langlebigen Investition. Für Kunden, die den Einsatz von Robotern bereits in Betrieb haben, gibt es jetzt die Möglichkeit, ihre alten Geräte durch technische Ausrüstungen aufzuwerten. Hersteller von Industrierobotern wie ABB, Fanuc, KUKA oder Yaskawa betreiben spezialisierte Reparaturzentren in der Nähe ihrer Kunden, um gebrauchte Geräte ressourceneffizient zu überholen oder aufzurüsten. Dieses "Prepared-to-Repair"-Konzept von Roboterherstellern und ihren Kunden ist nicht nur eine kosteneffektive, sondern auch eine ressourcenschonende Methode. Langfristige Reparaturangebote sind ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft.

Quelle: International Federation of Robotics