OpenAI investiert in Humanoiden Roboter

Die Fortschritte in der Sprachkompetenz von KI-Software sind in den letzten Wochen viel diskutiert worden. Hauptsächlich wegen ChatGPT von OpenAI, der auf Anfrage komplette Kochrezepte verfassen kann.

Allerdings bleibt die eigentliche Arbeit mit dem Gang zum Kühlschrank oder das Kochen bisher noch dem Menschen überlassen. Im Labor von Google war das kürzlich schon anders: "Hol mir die Reis-Chips aus der Schublade" sagte man einem Roboter, der daraufhin die Küche durchsuchte und mit einer Zangenhand nach der Chipstüte griff. So ist es in einem Video zu sehen, das Google und die TU Berlin vor wenigen Tagen ins Netz gestellt haben. 

Auch OpenAI, der Entwickler von ChatGPT, hat sich nun in Sachen Hardware positioniert. Am Donnerstag führte das Unternehmen eine Finanzierungsrunde über 23,5 Millionen Dollar für das norwegische Robotik-Start-up 1X Technologies , ehemals Halodi Robotics, aus Oslo an. Das Unternehmen arbeitet an seinem humanoiden Roboter Neo, der in einem Demo-Video bereits sein Können unter Beweis gestellt hat: Er packt zügig Klötze in eine Kiste, öffnet eine Tür und ein Fenster. Das Unternehmen beschäftigt etwa 60 Mitarbeiter und plant den Vertrieb seines ersten kommerziell erhältlichen Androiden Neo EVE in Norwegen und Nordamerika aufzubauen. Außerdem will es den Bau seines zweibeinigen Androiden NEO vorantreiben. Für den europäischen Markt ist bislang keine Einführung geplant.

Neben OpenAI gehört auch Tiger Global sowie ein Konsortium in Norwegen beheimateter Investoren zu den Geldgebern. Microsoft, der neue Gesellschafter von OpenAI, hat sich somit indirekt erstmals im großen Stil für Robotik engagiert. Der Neo von 1X Technologies dürfte demnächst sicher auf ChatGPT zurückgreifen.

1XRaise CEO Bernt Øyvind Børnich betonte die Bedeutung von Androiden für die reale Welt und die Notwendigkeit, dass sie unsere Welt erleben müssen, um funktionieren zu können. Die Investoren glauben an den Ansatz und die Auswirkungen, die 1X auf die Zukunft der Arbeit haben kann.

Die Beteiligung von OpenAI an 1X Technologies wirft erneut die Frage auf, wann humanoide Roboter für den Alltag verfügbar sein werden. Die Einführung von ChatGPT hat die KI-Branche bereits überrascht, und möglicherweise wird es eine ähnliche Überraschung bei humanoiden Robotern geben. Ein solches Szenario würde wahrscheinlich eine Markteinführung zwischen 2025 und 2030 erfordern. Das Investment von Tiger Global und anderen Investoren bedeutet jedoch, dass humanoide Roboter kommerziell machbar sind.

Es scheint ein Verdrängungswettbewerb auf dem Markt zu starten. Agility Robotics hat in der vergangenen Woche seine neue Version des Modells "Digit" vorgestellt. Mit zunehmendem Einsatz von KI-Software auf basis großer Sprachmodelle wie ChatGPT wird zusätzliche Intelligenz deutlich weniger kosten und besser skalieren.

Der norwegische Staatsfonds, einer der größten weltweit, hat sich an der Finanzierungsrunde nicht beteiligt. Das ist interessant, erinnert es doch an Deutschland wo ohne ausländische Investoren ebenfalls wenig bewegt wird.

Übrigens unterscheidet sich das der Roboter NEO EVE im Video oben erheblich vom Vorgänger-Design von Halodi Robotics (der bisherige Name von 1X Technologies)