Apple enthüllt Vision Pro

Mit einer Mixed-Reality-Brille ins KI Zeitalter

Apple steht im Schatten von Microsoft, Meta und Google im Rennen um künstliche Intelligenz (KI). Einst gelobt wird Siri heute eher als Peinlichkeit betrachtet. Nun lenkt Apple mit einer Mixed-Reality-Brille von der Schwäche ab. Während Kritiker Zweifel äußern, könnte Apple einen gewagten Schachzug planen: Die Kombination aus eigenen Chips und eigener, zukünftiger KI-Technologie. Ob Apple der Sprung ins KI Zeitalter gelingt bleibt abzuwarten.

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Apple

Auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz WWDC am Firmensitz in Cupertino hat Apple sein neuestes Produkt vorgestellt: Das Vision Pro Mixed-Reality-Headset. Mit diesem Gerät betritt Apple unter der Führung von Tim Cook das Feld der erweiterten Realität (Augmented Reality, AR) und virtuellen Realität (Virtual Reality, VR) und verspricht eine revolutionäre Art der Technologieinteraktion.

Apple-Chef Tim Cook (62), der sich für gewöhnlich mit innovativen Ankündigungen zurückhält, hat im vergangenen September 2022 an der Universität Neapel über die Vermischung der physischen mit der digitalen Sphäre gesprochen und geriet ins Schwärmen. "Sie werden sich fragen, wie Sie Ihr Leben ohne Augmented Reality geführt haben", prophezeite er. Und an diesem Montag soll nun auch der Rest der Welt verstehen was sich hinter diesem Enthusiasmus verbirgt. Anleger sorgten im Vorfeld für steigende Kurse, die Aktie stieg vor Beginn der Konferenz auf ein Rekordhoch. Am Abend wurden die Gewinne aber wieder abgegeben. Vor allem der hohe Preis sorgt für Irritationen.

Design und Steuerung der Vision Pro Brille

Das Vision Pro Headset ähnelt anderen VR-Brillen in seiner äußeren Erscheinung, verfügt jedoch über eine innovative digitale Krone und einen Gewebe-Kopfriemen. Die Benutzersteuerung ist vielseitig und ermöglicht die Bedienung des Geräts über Gesten, Sprachbefehle oder die Augenbewegungen, ohne zusätzliche Hardware wie Mäuse oder Controller. Die externe Batterie soll zwei Stunden Betriebsdauer ohne Steckdose ermöglichen.Apple bezeichnet dieses neue Zeitalter als "Spatial Computing", das eine nahtlose Interaktion mit der virtuellen Welt verspricht. Die EyeSight-Technologie ermöglicht es der Brille, Informationen über die Umgebung des Benutzers anzuzeigen und bei Bedarf Overlays auszublenden. Ein einzigartiges Merkmal des Geräts ist ein Display auf der Frontseite, das die Augen der Nutzerin oder Nutzers anzeigt, wenn andere Menschen in der Nähe sind. Die Vision Pro wirkt dann durchsichtig. 

Spatial Computing: Integration in den Alltag

Das Vision Pro Headset bietet einen Home View, der dem Benutzer alle Apps direkt vor den Augen anzeigt. Die Benutzeroberfläche ist intuitiv gestaltet und vertraut für Apple-Nutzer. Die Brille ermöglicht verschiedene Ansichten mit mehreren Apps und bietet sogenannte "Environments", mit denen die Umgebung des Benutzers durch Natur oder andere Hintergründe ersetzt werden kann. Die digitale Krone gibt dem Benutzer die Kontrolle über die Transparenz und ermöglicht eine personalisierte Erfahrung.

Arbeitsplatzoptimierung und Zusammenarbeit

Die Vision Pro Brille bietet Vorteile für die Arbeitswelt. Sie ist nahtlos mit anderen Apple-Geräten synchronisiert und ermöglicht die Anordnung von Apps nebeneinander oder übereinander. Durch EyeSight-Technologie können 3D-Objekte aus E-Mails gezogen und direkt vor den Augen angezeigt werden. Die Interaktion mit anderen wird durch die Brille erleichtert, wodurch virtuelle Meetings und Zusammenarbeit in einer neuen Dimension stattfinden können.

Hochauflösende Displays, beeindruckender Sound

Die Displays des Vision Pro Headsets bieten eine beeindruckende Auflösung. Jedes Auge sieht insgesamt 23 Millionen Pixel, was einer Auflösung von mehr als einem 4K-Bildschirm pro Auge entspricht. Die Displays ermöglichen eine scharfe Darstellung in jedem Bereich des Bildes, ohne Unschärfe an den Rändern. Das Headset verfügt auch über ein neues Spatial-Audio-System mit zwei Treibern pro Ohr, das einen präzisen räumlichen Klang ermöglicht und das Eintauchen in virtuelle Welten verbessert.

Betriebssystem visionOS

Das Vision Pro Headset wird von dem Betriebssystem visionOS angetrieben, das die Erfahrungen aus den bisherigen Betriebssystemen von Apple vereint. visionOS ermöglicht es Entwicklern, schnell und einfach Inhalte und Anwendungen für die AR-Brille zu erstellen. Bestehende Apps können problemlos in neue AR-Apps umgewandelt werden, wodurch ein breites Spektrum an Möglichkeiten für die Nutzung der Vision Pro Brille entsteht. Apple hat bereits Partnerschaften mit Unternehmen wie Disney geschlossen, um hochwertige Inhalte und Unterhaltungserlebnisse anzubieten.

Sicherheit und Privatsphäre im Fokus

Apple legt großen Wert auf die Sicherheit und Privatsphäre der Benutzer. Das Headset verfügt über Optic ID, eine innovative Methode der Authentifizierung per Augen-Scan, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen Zugriff auf den Inhalt haben. Darüber hinaus werden alle Aktivitäten und Daten geschützt, um die Privatsphäre der Benutzer zu gewährleisten.

Preis und Verfügbarkeit

Die Vision Pro Mixed-Reality-Brille wird Anfang nächsten Jahres in den USA auf den Markt kommen. Der Preis für das Gerät wurde mit 3499 US-Dollar (3270 €) angegeben, was höher ist als die Erwartungen vieler Beobachter. Wie in den USA üblich dürfte in diesem Preis noch keine Steuer enthalten sein. Es ist jedoch anzumerken, dass Apple in der Regel Wert auf Qualität und innovative Funktionen legt, was den Preis rechtfertigen könnte. Eine weltweite Verfügbarkeit wird zu einem späteren Zeitpunkt erwartet.

Zweifel an Zukunft der Brille

Im Vorfeld waren Insider bereits enttäuscht von dem neuen Headset und warnen vor möglichen Problemen. Berichten zufolge hatte sogar Apples einflussreiches Industrial-Design-Team Bedenken hinsichtlich einer Markteinführung des Headsets. Bei einer Präsentation vor den wichtigsten Managern im März fiel die Reaktion verhalten aus. Obwohl der Markt für solche Datenbrillen noch nicht etabliert ist und ähnliche Geräte bisher wenig Anklang gefunden haben, wurde das Projekt dennoch vorangetrieben.

Eine zentrale, noch unbeantwortete Frage betrifft den tatsächlichen Bedarf und die Anwendungsmöglichkeiten dieser Headsets außerhalb von Nischenanwendungen. Insider setzen große Hoffnungen darauf, dass das realistische Projektion von Klons in die eigene Umgebung virtuelle Besuche ermöglichen wird. Ähnlich wie bei einem Videocall soll es sich anfühlen, als wäre man physisch im selben Raum. Ob dies tatsächlich die beliebteste Funktion sein wird, bleibt abzuwarten und wird erst nach dem Marktstart deutlich werden. Ein Insider betont, dass Alltagssituationen im Labor nicht realistisch simuliert werden können, unabhängig davon, wie sehr man versucht, sie nachzubauen.

Die Situation ähnelt der Einführung der Apple Watch, bei der anfangs auch kein klarer Anwendungsfall erkennbar war. Im Laufe der Zeit hat sich gezeigt, dass die Uhr hauptsächlich als Fitness- und Gesundheitsgerät genutzt wird und mittlerweile erfolgreich als "ultimatives Tool für ein gesundes Leben" vermarktet wird.

Das Mixed-Reality-Headset stellt lediglich einen ersten Schritt in die eigentliche Zukunft dar. Viele im Silicon Valley, nicht nur bei Apple, glauben, dass solche Brillen möglicherweise das Smartphone als wichtigstes persönliches Gerät ersetzen könnten, da sie den ganzen Tag über auf dem Kopf bleiben können. Die Zukunft des Headsets und seine tatsächliche Akzeptanz stehen jedoch noch in den Sternen. Nur die Zeit wird zeigen, ob es den hohen Erwartungen gerecht werden kann und sich als wegweisende Technologie etabliert.

Apples KI-Schwäche

Die Sprunginnovation im Bereich künstliche Intelligenz (KI) scheint bei Unternehmen wie Microsoft und Google bislang dynamischer voranzuschreiten. Investoren und Experten warnen jedoch davor, dass kein anderes Techunternehmen durch die KI-Revolution so stark betroffen sein könnte wie Apple. Auf einer Investorenkonferenz in Los Angeles äußerte sich Investor Kai-fu Lee besorgt über Apples Abhängigkeit von China und die geopolitische Eskalation zwischen den USA und China, die die Grundlage für Apples Aufstieg in den letzten Jahren gefährdet.

Obwohl der Hype um künstliche Intelligenz (KI) anhält, scheint Apple den Anschluss an Branchenführer wie Microsoft und Google bei der Entwicklung seiner Sprachassistentin Siri verloren zu haben. Sogar intern wird Siri nicht mehr als Vorreiter angesehen, sondern eher als Peinlichkeit. Insidern zufolge bietet Siri keine zuverlässige Unterstützung bei der Gerätesteuerung. Kritiker werfen Apple vor, das falsche Personal für die Entwicklung von Siri ausgewählt zu haben. Obwohl Apple 2018 den renommierten KI-Experten John Giannandrea von Google abgeworben hat, zögerten sowohl Giannandrea als auch CEO Tim Cook, hart gegen das Siri-Team vorzugehen.

Ein Problem, dem sich KI-Chatbots wie ChatGPT stellen müssen, ist ihre Abhängigkeit von Cloud-Infrastrukturen. Die hohen Rechenleistungen und die benötigte Internetverbindung machen sie in Offline-Situationen ineffizient. Ein ehemaliger Apple-Manager prognostiziert, dass Apple darauf setzen wird, die KI-Technologie als erster Anbieter auf Smartphones zu bringen - insbesondere auf Apples eigenen Geräten.

Apple hat bereits Erfahrung darin, maßgeschneiderte Chips für seine Geräte zu entwickeln. Dieser Ansatz könnte auch für die KI-Algorithmen von Vorteil sein. In der Vergangenheit konnte Apple bereits durch spezialisierte Chips erhebliche Leistungssteigerungen in anderen KI-Anwendungen erzielen. Derzeit sucht Apple in Stellenausschreibungen nach KI-Spezialisten, die sich auf die "Modellkomprimierung" spezialisiert haben, um die riesigen KI-Modelle so zu optimieren, dass sie auf den hauseigenen Geräten effizienter laufen.

Durch eine Kombination aus eigenen Chips und der Integration von KI-Technologien auf Smartphones könnte Apple seine Position im Bereich der künstlichen Intelligenz stärken und wieder zu einem bedeutenden Akteur aufschließen. Die kommenden Entwicklungen und Innovationen von Apple bleiben jedoch abzuwarten, da der Wettbewerb in der KI-Branche weiterhin intensiv ist.

Apples Keynote zur WWDC 2023