Die disruptive Kraft von KI

Künstliche Intelligenz verändert Unternehmen, Arbeitsplätze und Gesellschaft

Die rasanten Fortschritte bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) zeigen erste Auswirkungen auf Unternehmen und Arbeitsplätze. Chegg, IBM und Samsung sind nur einige Beispiele für Unternehmen, die auf unterschiedliche Weise auf den Umbruch durch KI reagieren.

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Foto von Matheus Bertelli

Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz hat disruptive Auswirkungen und dies wird immer offensichtlicher. Selbst der Suchmaschinen-Riese Google hat durch den KI-Chatbot ChatGPT bereits Milliarden an Marktkapitalisierung verloren, seit Microsoft sich mit dem Startup dahinter, OpenAI, verbündet hat. Unternehmen wie Chegg, IBM und Samsung reagieren ebenso auf den Umbruch. 

Die rasanten Fortschritte bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) zeigen erste Auswirkungen auf Unternehmen und Arbeitsplätze. Besonders stark zeigt sich der Einfluss derzeit bei den Aktien von EdTech-Unternehmen, wie aktuell bei dem Bildungsanbieter Chegg zu sehen war. Das Mutter-Unternehmen der Sprachlern-App Busuu gab als eines der ersten zu, dass der Chatbot ChatGPT Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell hat und als Folge davon brachen ihre Aktien zeitweise um fast 48 Prozent ein. CEO Dan Rosensweig berichtet von einem spürbaren Anstieg des Interesses von Studenten an ChatGPT und geht davon aus, dass dies in Zukunft einen Einfluss auf das Neukundenwachstum haben wird. Analysten warnen, dass die gesamte Bildungsbranche davon betroffen sein könnte.

Chegg verdient den größten Teil seines Geldes mit Abonnements, die bei 15,95 US-Dollar pro Monat beginnen. Das Unternehmen bietet Online-Hilfen wie Tests, Lernkarten und Aufsätze für Schüler und Studenten an.

Das US-Unternehmen, das Busuu im Wert von 385 Mio. Euro erworben hat, plant mittelfristig die Integration von KI-Technologien in seine eigenen Produkte.

Mit „CheggMate“ baut man laut Informationen einen Lern-Bot auf Basis von GPT-4, den man mit dem proprietären, hauseigenen Content trainieren will. Das soll personalisiertes Lernen ermöglichen. Noch ist CheggMate aber nicht zu haben, es gibt lediglich eine Warteliste für das Tool.

Derweil muss man bei Chegg davon ausgehen, dass man nicht mehr viele neue Neukunden gewinnen wird wenn es parallel das kostenlose ChatGPT gibt. Analysten sind daher pessimistisch für das Geschäftsmodell von Chegg und warnen, dass die gesamte Online-Lernindustrie vor tektonischen Verschiebungen steht.

Dies hat auch Auswirkungen auf andere Bildungsanbieter, wie die britische Pearson, die für ihre Lehrbücher, Tests und Zertifikate sowie ihre Online-Kurse und eBooks bekannt sind. Die Aktie von Wolters Kluwer, einem Wissenschaftsverlag, rutschte ebenfalls ab. Online-Lernplattformen wie Coursera und Udemy verzeichneten ebenfalls Verluste. Auch Duolingo, eine Sprachlern-App, und 2U, ein Anbieter von Online-Bildungsdienstleistungen, mussten Federn lassen. Auch chinesische Bildungsaktien, die an der Wall Street notiert sind, wurden nicht verschont. TAL Education, New Oriental Education & Technology und Gaotu Techedu verzeichneten ebenfalls Verluste.

Es ist offensichtlich, dass der Einsatz von KI große Auswirkungen auf die Bildungsbranche hat.

Hadi Partovi, CEO von Code.org, erklärte gegenüber Bloomberg, dass in der Bildung, Technologie und in den Klassenzimmern ein großer Umbruch bevorsteht. Dabei müssen nicht nur die Werkzeuge für die Bildung überdacht werden, sondern auch die Art und Weise, wie unterrichtet wird sowie der Zweck der Bildung selbst. Partovi betonte, dass es wichtig sei, nicht den Einsatz neuer Technologien als Betrug zu betrachten, sondern vielmehr zu überlegen, wie die Ziele der Bildung angepasst werden können.

Unternehmen, die nicht in der Lage sind, sich anzupassen und alternative Geschäftsmodelle zu entwickeln, werden Schwierigkeiten haben, im Wettbewerb zu bestehen. Dies wird zu Veränderungen führen, wie Lerninhalte bereitgestellt werden, wie Bildungsinstitutionen organisiert sind und wie Schüler und Studenten lernen.

Der Einsatz von generativer KI wie ChatGPT, Midjourney und Co. hat das Potenzial, Industrien, Märkte und Volkswirtschaften weltweit umzugestalten und das globale BIP in den nächsten zehn Jahren um sieben Prozent zu steigern, so die Prognose der Großbank Goldman Sachs. Während einige Unternehmen von den Vorteilen profitieren, müssen andere den Preis für den technologischen Fortschritt bezahlen. Wie Bloomberg weiter berichtet, werden sich in Zukunft etwa zwei Drittel der Arbeitsplätze in den USA verändern oder gar wegfallen, aufgrund der raschen Entwicklung von künstlicher Intelligenz.

IBM will Mitarbeiter durch KI ersetzen

Auch IBM setzt verstärkt auf KI und plant, in den nächsten fünf Jahren etwa 30 Prozent seiner 26.000 Mitarbeiter, die nicht in direktem Kundenkontakt stehen, durch künstliche Intelligenz zu ersetzen. Das Unternehmen verzeichnete in den letzten Jahren ein kontinuierliches Wachstum in den Bereichen Cloud-Computing und kognitive Systeme, das durch den Einsatz von KI noch beschleunigt werden soll. Die Technologie soll dabei helfen, Prozesse zu automatisieren und effizienter zu gestalten, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

Samsung verbietet die Verwendung von Chatbots

Andere Unternehmen wie Samsung sind besorgt über die möglichen Risiken, die mit dem Einsatz von KI verbunden sind. Der südkoreanische Konzern hat seinen Mitarbeitern die Verwendung von externen generativen KI-Tools untersagt, da er befürchtet, dass sensible Daten an externe Server gesendet und gespeichert werden könnten. Dies würde die Löschung der Daten erschweren und die Weitergabe an Dritte ermöglichen. Samsung schließt sich damit anderen Unternehmen wie JPMorgan Chase, Bank of America und Citigroup an, die die Verwendung von Chatbots bereits eingeschränkt oder verboten haben.

Europas KI-Strategie: Zwischen Ambition und Skepsis

Auch in Europa macht sich der Einfluss von KI bemerkbar. Unternehmen wie SAP nutzen KI-Technologien wie ChatGPT bereits in ihrem Geschäft.

Der Online-Modehändler Zalando plant, auf der Grundlage von ChatGPT einen Berater zu etablieren, der auch Tipps für anlassbezogene Kleidung gibt.

Der schwedische Finanzdienstleister Klarna plant, einen Chatbot zu nutzen, um Preisvergleiche durchzuführen.

Auch Autohersteller wie Mercedes-Benz und Volkswagen prüfen stetig den Einsatz von KI in ihren Fahrzeugen.

Um eine Vormachtstellung durch US-Konzerne zu vermeiden, fordert der KI-Bundesverband Europa auf, eigene Alternativen zu entwickeln.

Der Verband hat die Initiative LEAM (Large European AI Models) gestartet, um den Aufbau eines Hochleistungsrechenzentrums speziell für die Anwendungsentwicklung und Forschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu fordern.

Durch LEAM sollen europäische Unternehmen und Forschungseinrichtungen Zugang zu ausreichender Rechenleistung erhalten, um große KI-Modelle entwickeln und trainieren zu können. Die Initiative soll außerdem die Zusammenarbeit zwischen europäischen Ländern und Unternehmen fördern und die europäische Souveränität im Bereich KI stärken.

KI-Revolution birgt Chancen und Risiken

Die KI-Revolution birgt sowohl Chancen als auch Risiken für Unternehmen und Mitarbeiter. Die schnellen Fortschritte in der Entwicklung von KI-Technologien können dazu beitragen, Arbeitsprozesse zu automatisieren, effizienter zu gestalten und Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Gleichzeitig können sie jedoch auch Arbeitsplätze gefährden und traditionelle Geschäftsmodelle disruptieren. Die Auswirkungen der KI-Revolution werden sich in fast allen Bereichen der Wirtschaft auswirken. Unternehmen werden gezwungen sein sich anzupassen und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig werden neue Arbeitsplätze entstehen, insbesondere in Bereichen wie Datenanalyse und maschinellem Lernen.

Es wird viele Herausforderungen geben, insbesondere im Hinblick auf ethische Bedenken und Datenschutz. Die Verwendung von KI in Bereichen wie Überwachung, Entscheidungsfindung und personalisierte Werbung wird weiterhin kontrovers diskutiert werden.

Der Mitbegründer von Apple, Steve Wozniak, betont, dass das wachsende Interesse an der Technologie und die aufkommende Besorgnis über den Einsatz von KI in Spam und Falschmeldungen die Notwendigkeit zur Vorsicht unterstreichen. Neue Technologien bringen Vor- und Nachteile mit sich, und es gibt bereits viele Beispiele dafür. Der Umgang mit neuen Technologien, die große Veränderungen mit sich bringen, erfordert daher große Verantwortung.

Im März forderten prominente Tech-Vertreter mit insgesamt mehr als 1.100 Personen in einem offenen Brief eine Zwangspause für die Entwicklung generativer KI, darunter auch Wozniak und Elon Musk, um die Entwicklung gemeinsamer Sicherheitsprotokolle zu ermöglichen.

Geoffrey Hinton, einer der Pioniere der "neuronalen Netze", die die Grundlage der heutigen generativen KI-Systeme bilden, erklärte, dass er Google nach einem Jahrzehnt verlassen werde, um frei über die Gefahren sprechen zu können, die er im Zusammenhang mit der raschen Einführung der Technologie sehe.

Daher ist es wichtig, dass Unternehmen, Regierungen und die Gesellschaft insgesamt sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen und Wege finden, um sicherzustellen, dass sie verantwortungsvoll und richtig eingesetzt wird.

Die Entwicklungen sind ein aufregender Fortschritt für die Menschheit, der das Potenzial hat, unser Leben und unsere Gesellschaft grundlegend zu verändern.

Eine Möglichkeit für Unternehmen ist die Integration von KI in ihre Geschäftsprozesse, um sie effizienter zu gestalten und bessere Ergebnisse zu erzielen. Eine Zusammenarbeit mit KI-Startups, etablierten KI-Unternehmen oder der Aufbau eines eigenen KI Teams ermöglichen es innovative Lösungen zu entwickeln und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Regierungen müssen sich mit den Auswirkungen der KI-Disruption auseinandersetzen und sicherstellen, dass sie die notwendigen Gesetze und Vorschriften erlassen, um die Verwendung von KI sicher und verantwortungsbewusst zu gestalten.