INNOK Robotics

Mobile Outdoor-Roboter für den Friedhof

Lange Zeit hat INNOK Robotics eher im Hintergrund seine mobilen Roboter entwickelt und versucht zu vertreiben. Dank Investoren verfolgen die Bayern das ambitionierte Ziel bis zum Jahr 2030 einen Umsatz von 100 Millionen Euro zu erreichen.

Rainos kann unter anderem Friedhöfe zu bewässern
Rainos kann unter anderem Friedhöfe zu bewässern
Screenshot INNOK Robotics

INNOK Robotics aus Regenstauf bei Regensburg hat es sich zur Aufgabe gemacht, mobile Roboter sowohl für den Indoor- als auch den Outdoor-Betrieb zu entwickeln. Dabei erinnern ihre Roboter an die von Clearpath, einem ehemaligen US-Startup, das mittlerweile im Besitz der Otto-Gruppe ist. INNOK Robotics existiert bereits seit einem Jahrzehnt und hat in der Vergangenheit hauptsächlich mobile Outdoor-Roboter entwickelt, die sich jedoch aufgrund der damals schwachen und teuren Batterien nicht durchsetzen konnten.

Ambitionierte Ziele

Das Unternehmen wurde 2012 von Alwin Heerklotz gegründet, der INNOK auch heute noch leitet. Er studierte damals Ingenieurinformatik und entwickelte zusammen mit seinem Team über Jahre mobile Outdoor-Roboter. Die etwa 100 Kilogramm schweren mobilen Roboter sind mit Präzisions-GPS, 3D-Laser-Scannern, Kameras und sogar Radar ausgestattet, um sich zu orientieren. Die Technik des Unternehmens fährt zum für Vermessungsarbeiten durch Salz-Bergwerke des Rohstoff-Konzerns K+S, bewässert Friedhöfe oder führt Inspektionsfahrten beim Energieversorger Eon durch. Die Idee der mobilen Outdoor-Roboter war über Jahre allein schon deswegen ambitioniert, weil die Akkus noch schwach und teuer waren.

Indoor- und Outdoor Betrieb

Die mobilen Roboter von INNOK Robotics sind eine Seltenheit auf dem Markt. Während die meisten Produzenten mobiler Roboter nur Geräte anbieten, die in Innenräumen wie Fabrikhallen im Einsatz sind, stellt das Regensburger Tech-Unternehmen Roboter sowohl für den Indoor- als auch den Outdoor-Betrieb her. Mit ihren profilstarken Reifen und Bewegungen in bisweilen unwegsamen Gelände ist der Energieverbrauch eines Outdoor-Roboters wesentlich höher als der eines AMR (Autonomer Mobiler Roboter) mit Rädern, die kaum Profil haben und für glatte Hallenböden geeignet sind. Zudem ist die nächste Ladestation für einen Hallen-AMR während einer Pause erreichbar. Für einen Outdoor-Roboter ist dies schon schwieriger.

Friedhofsgärtnereien als Nische

INNOK Robotics hatte sich zunächst auf eine Nische fokussiert: Friedhofsgärtnereien. Für diese wurde ein mobiler Bewässerungsroboter entwickelt, der zum Preis von über 70.000 Euro angeboten wird. In der Theorie eine gute Zielgruppe, die unter Personalknappheit leidet, daher theoretisch ideal, um eine einfache und monotone Arbeit in einer recht sicheren Umgebung zu automatisieren. In der Praxis aber vermutlich denkbar ungünstige Kunden: Keine Erfahrung mit Technologie, nicht gewohnt, hohe Beträge in Technik zu investieren und vermutlich doch in der Lage, irgendwie händisch Gräber zu bewässern. Statt kostengünstige Serienfertigung wurde so mehr ein Sondermaschinenbau betrieben. Es fehlte letztlich eine attraktive Stückzahl. Finanziert hatte sich das Unternehmen auch durch Forschungsgelder. Die Einnahmen waren aber zu gering, ohne Investor geht es nicht.

Rainos der Gießroboter gießt Gräber

Starker Umsatzanstieg geplant

Der Mehrheitsgesellschafter Prolimity GmbH, ein erfahrener Investor im Bereich Robotik, hat seit September 2021 eine Beteiligung von 80% an INNOK Robotics GmbH erworben und hat offenbar ausreichend Kapital zur Verfügung gestellt, um nicht nur den laufenden Geschäftsbetrieb zu sichern, sondern auch das Wachstum des Unternehmens voranzutreiben. Hierzu gehört die Teilnahme an wichtigen Messen wie der automatica oder der LogiMat, sowie die Überarbeitung der Website und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit.

Das Unternehmen hat auch EY beauftragt, um 10 Millionen Euro an Finanzierung zu generieren. Ein starker Umsatzanstieg ist geplant, so dass bis 2025 ein Umsatz von 15 Millionen Euro erreicht werden soll. Das Marktpotenzial für mobile Roboter im Außenbereich ist vorhanden und die Technologie ist weiter fortgeschritten als vor einigen Jahren. Mit der kaufmännischen Unterstützung des Mehrheitsgesellschafters kann das erforderliche Know-how nun auch zur Verfügung gestellt werden. Daher kann es gut sein, dass der Name INNOK Robotics künftig häufiger zu hören sein wird.

Umsatz von 100 Millionen Euro bis 2030

Bis zum Jahr 2030 will das Unternehmen einen Umsatz von 100 Millionen Euro erreichen. Die Roboter von Innok Robotics sind sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich konzipiert, was eine Seltenheit auf dem Markt darstellt. Das Unternehmen hat eine Plattform entwickelt, die den Einsatz in verschiedenen Bereichen ermöglicht und will in den kommenden Jahren einer der führenden Hersteller für mobile Roboter im Außenbereich werden. 

Im Portfolio befindet sich auch ein kleiner Transport-Roboter namens Innok Induros, der selbstständig den Anhänger koppelt und durch das Firmengelände eines Prüfgeräte-Herstellers in Ulm fährt.

Ein weiterer starker Finanzierungspartner ist der Unternehmer Heinz Ferchau, Gründer von Ferchau Engineering, einem der größten deutschen Ingenieurdienstleister. Dieser hat dem Unternehmen Ende 2022 vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um das Wachstum zu finanzieren. Altgesellschafter Prolimity Capital Partners hat zusätzlich eine Million Euro investiert.

Die Wachstumspläne von Innok Robotics sind enorm. Der Markt für mobile Roboter, einschließlich fahrerloser Transportsysteme, ist im Jahr 2022 um rund 53 Prozent gewachsen, ergab eine Studie des britischen Marktforschungsunternehmens Interact Analysis.Weltweit dürften im Jahr 2022 rund 150.000 mobile Roboter, einschließlich fahrerloser Transportsysteme, ausgeliefert worden sein. Vor allem in Regionen mit hohen Arbeitskosten, niedriger Arbeitslosigkeit und hoher E-Commerce-Durchdringung seien mobile Roboter besonders attraktiv. Die Marktforscher prognostizieren bis zum Jahr 2027 ein jährliches Marktwachstum von 30 bis 40 Prozent und ein Geschäftsvolumen von etwa 8,5 Milliarden US-Dollar, verglichen mit rund drei Milliarden US-Dollar im Jahr 2021.