Seit einigen Wochen machen hochperformante und unglaublich mächtige Programme von sich reden: Stable Diffusion, Open AI, DreamUp und weitere durch KI-Routinen angetriebene, bestens trainierte und selbstlernende Schöpfungstools sind dabei den Kreativmarkt, ja vllt. sogar Teile des Arbeitsmarktes zu revolutionieren. Problem oder Chance?
Kreativität und Schöpfungsgeist sind zutiefst menschliche Eigenschaften. Es steckt in uns, neugierig zu sein, uns auszuprobieren, Gedanken zu Worten, Bildern, Musik werden zu lassen. Die Arbeit begnadeter Künstler überdauert Generationen und fasziniert - zeitlos - Menschen jeder Herkunft. Einzigartige Kunstwerke wie die Mona Lisa, Musikstücke wie Beethovens Symphonien oder auch Gedichte & Romane gefeierter Autoren sind auch deswegen so besonders, weil eben nicht jeder Mensch Derartiges schaffen kann, weil Inspiration, Gespür, Talent und Erfahrung einhergehen müssen mit handwerklichen / künstlerischem Geschick. Ist es damit jetzt vorbei und bricht die Ära „seelenloser“ KI-Kunst an?
Statt reiner Datenbankausgaben und Suchmaschinenantworten können die KI-Tools etwas, was wirklich neu ist. So erstellt bspw. Open AI Newstexte, coded Funktionen, kreiert komplexen Content, welcher sich erstaunlich flüssig liest, „richtig“ anfühlt und funktioniert. Stable Diffusion wiederrum erschafft Grafiken, ob klar ersichtlich CGI oder lebensechte Fotos. Wenn ich also das Bild eines blauen Elefanten vor einem Hochhaus benötige, fiele die Entscheidung leicht, selbiges kreieren zu lassen, statt den nötigen Aufwand für ein echtes Fotos zu betreiben. Und, wenn ich Sätze wie diese hier nutzen möchte, wäre es nicht verführerisch einfach die KI mit einer Anzahl an Begriffen zu füttern?
Dass die Tools überhaupt dazu fähig sind liegt in Ihren Strukturen, bzw. der Datenbasis. Milliarden von Texten, Bildern, Fotos, Grafiken, digitalisierten Inhalten und deren Kategorisierung bildet die Grundlage auf derer KI ihre Ergebnisse liefert. Noch kommt es manchmal zu, hmm seltsamen Motiven oder eindeutig „unrunden“ Sätzen. Doch mit jeder Anfrage, mit jedem Tag lernen die Tools dazu, werden treffsicherer und irgendwann vllt. auch „besser“ als ein menschlicher Ersteller?
Erleben wir also eine Zeit, in der es jedem möglich ist, ein Kunstwerk zu schaffen, einen Bestseller zu schreiben, mit geringem Denkaufwand Software zu entwickeln, noch dazu kostengünstig und blitzschnell? Machen Open AI und seine Vettern kreatives eigenes Denken überflüssig?
Ich denke nicht. Noch immer kann eine KI dem menschlichen Geist nicht das Wasser reichen, denn der Gedanke selbst, die IDEE, die kommt stets von einem Menschen. Ausnahmetalente werden es auch in Zukunft sein, die die Entwicklung und unser Verständnis von Kunst vorantreiben. Aber, auch das sollte klar sein, viele einfachere Texte, Bilder u.v.m. können und sollten von diesen Tools übernommen werden, mit dem Wissen, dass man dadurch die Zeit und geistige Freiheit hat sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren.
Rein rechtlich liegt aber noch Vieles im Argen (Getty Images verklagt Stability AI). Das eingelesene, gescannte und zum Lernen genutzte Originalmaterial, all diese Milliarden von Menschen, von Künstlern geschaffenen Werke sind ohne Absprache / Erlaubnis zum Teil des Kreativprozesses geworden. Was also tun? Tools verbieten, Künstler am Erfolg auch finanziell beteiligen oder vllt. besser noch, diesen ein Mitentwicklungsrecht geben? Wir sind keine Rechtsexperten, uns aber sicher, dass wir uns erst am Anfang dieser und weiterer Diskussionen befinden und die digitale Welt sich, so oder so weiterentwickeln wird.